20. Juni 2014

Tesco - Verkauf

Dem einen oder anderen ist vielleicht aufgefallen, dass ich meine Tesco-Position nun doch aufgelöst habe. Wer genauer hingeschaut hat, hat auch bemerkt, dass der Verkauf an dem Tag statt fand, an dem Tesco das First Quarter Interim Management Statement 2014 veröffentlicht hat. Das war kein Zufall.

Die Umsätze sind mal wieder zurückgegangen. Das war aber nicht der Grund für den Verkauf. Was mir wirklich zu schaffen gemacht hat, ist die Tatsache, dass offensichtlich auf eingefleischte Kunden gepfiffen wird (sofern es die noch gibt). Was meine ich damit?

Es ist schön und recht, wenn man sich mit allerlei Online-, Bankkarten- und sonstigem Schnickschnack neue Kunden sucht. Das ist sogar erwünscht. Ein lange eingesessenes Retail-Unternehmen wie Tesco hat aber sicher einen gewissen ‚Altbestand‘ an Kunden, die daran gewöhnt sind, auf eine gewisse Art und Weise bei Tesco einzukaufen. Ein alter Trick von Retailern ist es, die Psychologie auszunutzen. Das machen sie besonders gerne mit Gutscheinen (Coupons), auf die viele dieser alteingesessenen Kunden geradezu warten, und die Tesco sicher viele Einkaufsbesuche bescheren, die man sonst nicht bekommen würde. Ich würde sogar sagen, das ist ein Teil des Burggrabens (Moats). Wer das nicht glaubt, sollte einmal auf Youtube ‚Tesco‘ und ‚Coupons‘ eingeben. Da gibt es Videos mit Anleitungen, wie die auszunutzen sind. Von Tesco Kunden. Und ich bin mir sicher, dass man damit nur an der Oberfläche der Macht dieser Gutscheine kratzt.

Aus oben verlinktem Statement: 
 On promotions, we have chosen to reinvest for loyalty, helping customers manage their budgets on an ongoing basis rather than funding short-term, indiscriminate couponing. This step-down in couponing alone accounts for more than half of our underperformance relative to the grocery market compared to the final quarter of last year.

Ich weiß nicht, wie ich das anders interpretieren soll als: wir suchen neue Kunden, und vergessen deswegen auf die alten. In voller Absicht.

Ich mache hier vielleicht einen Elefanten aus einer Mücke, aber es fühlt sich für mich definitiv nicht gut an, wenn sich das Management dazu entscheidet einen, wenn auch vielleicht kleinen, Teil des Burggrabens freiwillig und in voller Absicht aufzugeben. Vielleicht hätte man das früher schon bemerken können, und ich war blind dafür, aber jetzt habe ich es bemerkt. Das hat für mich, um mit Charlie Munger zu sprechen, Aspekte von einem ‚Loolapalooza-Effekt‘.

Das Tesco-Investment hat im Wikifolio zu einem Verlust von beinahe 18% geführt. Da Tesco allerdings doch eine Weile im Wikifolio war, wurde einiges an Dividenden kassiert. Ich hab es jetzt nicht nachgerechnet, aber inkl. Dividenden betrug der Verlust wahrscheinlich unter 10%. Damit kann ich bei einem Fehlinvestment leben. Ich werde Tesco fürs Erste auf der Watchlist behalten.